Glaube und Wahrheit

Gepostet am: 25. Mai 2020 um 14:00

Ganz ehrlich? Ich weiß nicht, wem ich noch was glauben soll. Ich weiß nicht, ob Merkels Hofvirologe mit seinen Thesen richtig liegt. Ich weiß nicht, ob nicht vielleicht doch andere Recht haben, die behaupten, Corona sei nur eine Form der Grippe. Ich weiß nicht, ob ich den beinahe täglichen Verlautbarungen der Politiker trauen soll, die da meinen, die angeordneten Schließungen, Kontaktverbote, Maskenpflicht, alle Einschränkungen unserer vom Grundgesetz garantierten Rechte, seien sinnvoll und alternativlos. Ich weiß nicht, ob sich die Infektionsrate unabhängig von den eingeleiteten Maßnahmen nach sechs Wochen von allein abschwächt, wie eine Gruppe von Wissenschaftlern herausgefunden haben will. Ich weiß nicht, ob diejenigen all das wissen, die sich jedes Wochenende zu Hygiene-Demos versammeln oder die Gegenseite über gesicherte Informationen verfügt, die eben jene Demonstranten zu Verschwörungstheoretikern, Spinnern, Rechtsradikalen oder einfach Wutbürgern stempelt. Ich weiß es eben nicht.

Was ich erkenne, ist aber die Erbärmlichkeit, mit der sich wieder einmal die Streitkultur in unserem Land offenbart. Ich erinnere mich an Zeiten, da hat man mit einem, der anderer Meinung war (und davon gab es zu allen Zeiten eine Menge), diskutiert, sich dann die Hand geschüttelt (ist heute ja schon beinahe tödlich) oder wahlweise ein Bier getrunken und ist seiner Wege gegangen. Es war einfach ganz natürlich, sich nicht mit jedem einig zu werden. Wozu auch, die Welt dreht sich trotzdem weiter. Heutzutage wird jemand mit anderen Ansichten zu einem Feind erklärt, den man,wenn irgend möglich, öffentlich in Grund und Boden herabwürdigen muss, der wenn schon nicht als Spinner oder Verschwörungstheoretiker, so doch wenigstens als Rechtsradikaler hingestellt wird. Inzwischen gilt dies für alle, die auch nur einen kleinen Tick von der öffentlich in allen Medien, von beinahe allen Parteien (die AfD hat momentan mit sich selbst zu tun und beteiligt sich nur punktuell an der aktuellen Debatte) und folglich auch allen Institutionen getragenen vorgegebenen Linie abweichen. Ein Diskurs wird nicht zugelassen, krampfhaft hält man Ausschau, ob nicht auf einer der immer öfter von Behördenseite behinderten Demonstrationen jemand mit einem AfD-Abzeichen am Revers auftaucht, um diese Veranstaltung als von „Rechten unterwandert“ diskriminieren zu können. Es gab einmal Zeiten, da war man in Deutschland stolz auf seine Demonstrationsfreiheit. Heute schafft es kaum noch ein öffentliches Mainstream-Medium, wenigstens noch neutral darüber zu berichten.

Und alle machen mit. Die LINKE, wohlgemerkt zumindest noch formal eine Oppositionspartei im Bundestag, prügelt mit Verve auf ihrem Mitglied Andrej Hunko herum, der es wagte, auf einer Demo unter dem Motto „Die Gedanken sind frei“ in Aachen zu sprechen. Aktuell dreschen viele Genossen auf ihren Star Bodo Ramelow ein, der für den fünften Juni die Aufhebung aller Corona-Beschränkungen in Thüringen angeregt hatte. Selbst die als linksextrem und damit eigentlich dem herrschenden System diametral gegenüberstehende sogenannte Antifa prügelt dem Vernehmen nach auf Demonstranten ein, die daran erinnern wollen, dass es in diesem Land immer noch eine geltende Verfassung gibt.

In was für einem Land leben wir eigentlich, wenn nur noch nach weiß oder schwarz (oder wahlweise besser braun) unterschieden wird und keine Zwischentöne mehr gelten? Wo bleibt die Vielfalt der Medien, wo die kritischen Nachfragen der Journalisten? Wie soll man sich eine eigene Meinung bilden, wenn nur noch eine Ansicht vorherrscht und jede Abweichung bekämpft wird? Wie weit ist die Freiheit der Forschung inzwischen zu einer Haltungs-Wissenschaft degeneriert worden, in der das Ergebnis schon vorher festzustehen hat? Warum liest man nichts mehr von den Mathematikern der TU Ilmenau, die den „Heiligen“ des Robert-Koch-Institutes Berechnungsfehler nachgewiesen haben? Warum gibt es denn nicht mal ein Fernsehduell zwischen dem medial omnipräsenten Professor Drosten und dem „Paria“ Wolfgang Wodarg (immerhin – noch – SPD-Mitglied), damit sich die Bevölkerung mal ein eigenes Bild machen kann?

Wir werden in Angst gehalten. Angst vor einem Virus, über das wir nicht alles wissen (dürfen), Angst davor, die eigene Meinung zu äußern, um nicht öffentlich gebrandmarkt zu werden und vor allem Angst vor einem Staat, der sich ermächtigt, Grundrechte außer Kraft zu setzen und jede Abweichung mit drakonischen Strafen sanktioniert.

Es gibt keine Grenzen, nicht für Gedanken, nicht für Gefühle. Die Angst setzt die Grenzen.“ Ingmar Bergman