Es gruselt
Gepostet am: 23. Februar 2021 um 13:50Vor einiger Zeit fragte mich ein guter Bekannter, ob ich denn gar keine Angst hätte, an Corona zu erkranken.
Meine ehrlich gemeinte Antwort: „Angst kann ich mir nicht leisten.“
Im Gegensatz zu ihm habe ich nicht die Möglichkeit, mich ins Homeoffice zurückzuziehen. Als Logistiker verbringe ich täglich acht Stunden mit vielen anderen Kollegen in meiner Firma, habe Kontakt zu anderen Arbeitnehmern, die von außerhalb kommen und denen es genauso geht. Die tägliche Versorgung der Supermärkte lässt sich zwar vom Küchentisch aus organisieren, aber nicht realisieren.
Dazu kommen all die Dinge die man trotz Lock-, Shut- und anderer Downs trotzdem erledigen muss. Damit meine ich die Pflege unserer Angehörigen, Einkäufe, Arztbesuche, Wege zur Arbeit und wieder zurück, tanken, Lotto spielen und was sonst noch alles wichtig und notwendig ist.
Wo bleibt da noch Platz für die Angst vor Corona?
Würde ich mich der täglichen Panikmache hingeben, die tagtäglich in unzähligen Sondersendungen auf uns einprasselt, dürfte ich das Haus nicht mehr verlassen, würde mir mein Essen bringen lassen und mit mindestens fünf Metern Abstand vor die Tür stellen lassen. Ich würde meine sämtlichen sozialen Kontakte auf „Null“ herunterfahren und jeden Abend mit bebender Unterlippe von der „Tagesschau“ die neuesten Infektionszahlen herbeisehnen.
Alles das findet nicht statt. Ich habe mir eine Art Gleichmut auferlegt. Das ganze Zahlenwirrwarr, aus dem sich mittlerweile jede Seite ihre eigene, zum Weltbild passende Statistik bastelt, lässt mich inzwischen kalt. So wie ich als neutraler Beobachter die Ergebnisse der Bundesliga zur Kenntnis nehme, ohne in Euphorie oder Depression zu verfallen oder die Wettervorhersage, die ich sowieso nicht beeinflussen kann, konsumiere ich auch die Corona-Zahlen. Ohne Panik zu bekommen.
Angst habe ich lediglich davor, meine Grundrechte nicht wiederzubekommen. Wenn Frau Merkel wie eine strenge Lehrerin von „neuen Freiheiten“ fabuliert, die es erst irgendwann in einer ungewissen Zukunft geben wird, denke ich, mir würde es vorerst reichen, meine alten Freiheiten zurück zu bekommen. Doch selbst damit sieht es aktuell düster aus. Immer neue Monster werden gezüchtet und auf die lethargische Bevölkerung losgelassen. War es vor knapp einem Jahr noch der berühmte R-Wert, der erst unter 1 sein musste, dann hat man letzten Herbst den Inzidenzwert erfunden, der in jedem Falle unter 50 sein müsste. Kurz bevor er auf diese Schwelle herunterfiel, wurde das Zeil flugs auf 35 abgesenkt, um dann gemeinsam mit der britischen Mutation für eine weitere Verlängerung der Corona-Maßnahmen zu sorgen. In den Startlöchern steht bereits die südafrikanische Mutation, die sicherlich die britische in den nächsten Tagen ablösen wird. Denn gerade in Großbritannien gehen die Infektionszahlen massiv herunter, dieses Monster wird also alsbald seinen Schrecken verlieren. Und nach der südafrikanischen kommt dann welche (wie viele Länder gibt es auf der Welt?)? Das Weihnachtsfest 2021 wird sicherlich eine ähnlich stille Veranstaltung wie das vorherige.
Es drängt sich der Eindruck auf, Frau Merkel hat Spaß daran gefunden, ihre letzten Monate im Amt ohne lästige Debatten im Parlament einfach per Verordnung regieren zu können. Dass sie gern einsame Entscheidungen trifft, ist ja nichts wirklich Neues, siehe Atomausstieg, Flüchtlingskrise, Griechenland-Rettung. Um nur einige Beispiele zu nennen. Die Floskel: „Die Bundeskanzlerin denkt über dies und das nach“, die von den Mainstream-Medien mittlerweile völlig kommentar- und kritiklos immer wieder über die Sender geblasen wird, zeigt wie ein Brennglas den erbärmlichen Zustand unserer einst so gepriesenen Demokratie.
Ich versteige mich einmal zu zwei steilen Thesen:
- Noch Generationen von Politikern werden Frau Merkel um diese Situation beneiden. Beschlüsse in Kungelrunden mit Landesfürsten fassen, sich dabei auf die Meinung von Wissenschaftlern zu berufen, die vorher handverlesen wurden, die verfassungsmäßigen Grundrechte ohne jede parlamentarische Beteiligung außer Kraft setzen und all das mit brachialer Willkür durchzusetzen (Oder wie will man es sonst nennen, wenn Kinder mit einem Hubschrauber vom Eislaufen vertrieben werden?)
- Die Bundestagswahl wird in diesem Jahr nicht stattfinden.
Wegen der im Herbst grassierenden 5., 6. oder 7. Welle und der mongolischen Mutation des Corona-Virus wird die Wahl um mindestens ein Jahr verschoben. Als Grund werden die hohen Kosten und der enorme Aufwand vorgeschoben, den eine Briefwahl mit sich bringen würde. Außerdem ist die notwendige digitale Infrastruktur bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht einsatzbereit. (siehe das sogenannte Home-schooling-Desaster). Was will man auch erwarten von einem Land, das November-Hilfen frühestens im Februar auszahlen kann, weil die passende Software fehlt? Wie will man in so kurzer Zeit eine Wahl organisieren, die so ganz anders ablaufen soll als alle vorherigen? (Und die dann auch noch die richtigen Ergebnisse liefert?)
Vielleicht hat Frau Merkel aber auch nur einfach keinen Bock, jetzt abzutreten. Nun, wo sie sich endlich für alles rächen kann. Für die Witze über ihre Frisuren, ihre Mundwinkel, ihr unbeholfenes Klatschen, ihre verschwurbelten Reden. Nun kann sie es endlich allen heimzahlen, denen die sie in der Vergangenheit beschimpft, beleidigt und belächelt haben. Sie hängt noch ein Jahr dran und wird dafür von ihren Hofberichterstattern in ARD, ZDF, Spiegel und taz gefeiert.
Davor habe ich wirklich Angst.