Artikel 5 Grundgesetz „Eine Zensur findet nicht statt.“* *außer bei Uwe Steimle

Gepostet am: 8. Dezember 2019 um 11:13

Lieber MDR!

Was haben Ihr öffentlich-rechtliche Sender vor den Landtagswahlen im Südosten nicht herumgetönt,,wie die Menschen in Eurem Sendegebiet seit der Wende herumgeschubst worden sind, man ihre Biographien entwertet hat und ihnen ein Stück weit die Heimat genommen wurde, in dem man den Ländern östlich von Elbe und Werra quasi über Nacht ein neues System überstülpte. Und Ihr verstandet Euch viele Jahre als Bewahrer der ostdeutschen Identität, brachtet alte Serien aus dem DDR-Fernsehen und garantiertet auch den in soziale Bedrängnis geratenen Schlagerstars aus dem ehemaligen Osten den einen oder anderen gut bezahlten Auftritt. Das alles wacker und ausdauernd gegen die ätzende Häme der westlich geprägten Medien, die Euch als „Zonen-Sender“ und „Ostalgie-Funker“ titulierten und immer wieder versuchten, Sender und Publikum zum gesamtdeutschen Gespött zu machen.

Aber nun, und das mache ich Euch zum Vorwurf, seid Ihr eingeknickt. Eure wahrscheinlich mehrheitlich im Westen sozialisierte Führungsschicht hat sich durchgesetzt, dem Druck der Politik nachgegeben und eines der letzten ostdeutschen Originale, den Kabarettisten Uwe Steimle aus dem Programm gekegelt. Eure dazu abgegebenen Statements klingen ziemlich gewunden und man merkt, dass es dem Verfasser dabei nicht wohl war. Wahrscheinlich hätte man die Sache lieber stillschweigend gelöst, aber Euer, so will ich es einmal nennen, Opfer war dafür zu bekannt. Wenn es noch eines letzten Beweises bedurft hätte, dass es mit der Meinungsfreiheit in den deutschen Mainstream-Medien eben doch nicht mehr so weit her ist, dann in diesem Falle. Die Vorgehensweise erinnert fatal an die Causa O. F. Weidling, der zu tiefsten DDR-Zeiten, im Angesicht der versammelten Partei- und Staatsführung, vom Leder zog und danach nie wieder in der Öffentlichkeit gesehen wurde. Nur hat man ihn damals „stillschweigend entsorgt“, während Herr Steimle quasi auf offener Bühne „geschlachtet“ wurde, indem man ihm eine Nähe zu PEGIDA und rechten Kreisen vorhielt. Steimle ist einfach ein Mensch, der „das Maul aufmacht“ und es hätte dem MDR gut zu Gesicht gestanden, ihn als kritische Stimme des Ostens im Programm zu belassen. Mit der mehr als erbärmlichen Entscheidung, die Zusammenarbeit zu beenden, gibt man ihm im Nachhinein insofern Recht, als dass man einem gewissen politischen Druck nachgegeben hat und sich von einem unbequemen Charakter trennte.

Außerdem, und damit bin ich wieder am Beginn meiner Ausführungen, wird den Menschen im Osten damit wieder ein Stück Identität genommen. Wo sonst, als in Steimles Sendung konnten sie von ihren Erfahrungen erzählen,von dem was sie in den Jahren seit dem Mauerfall geprägt und geärgert hat?

Dem viel gerühmten „Zusammenwachsen“ der Menschen in Ost und West hat der MDR mit der Trennung von Uwe Steimle in jedem Falle einen Bärendienst erwiesen.

Widerwillig Hochachtungsvoll

Leo M. Friedrich