Blut, Schweiß und Tränen

Gepostet am: 16. März 2020 um 15:39

Ja klar, die Lage ist ernst. Wohl kaum einer von uns hat jemals so eine Situation erlebt. Ein Virus zieht um die Welt, bringt die Wirtschaft wenn auch nicht gleich zum Stillstand, so doch erheblich ins Stocken und sorgt dafür, dass die Menschen in ihren Häusern und Wohnungen bleiben. Und es zeigt überdeutlich, in welchen Staaten die führenden Politiker in der Lage sind, mit dieser Situation professionell umzugehen und wo man den Ereignissen hinterherläuft. Die Chinesen haben, bei aller sicherlich berechtigter Kritik, vorgemacht, wie es laufen müsste. Ein Gebiet mit 60 Millionen Menschen abgeriegelt, in wenigen Tagen ganze Krankenhäuser gebaut, die unglaublich große Wanderungswelle unter Kontrolle gehalten und schlussendlich die Zahl der Neuinfektionen in relativ überschaubarer Zeit deutlich gesenkt.

Werfen wir dagegen einmal den Blick auf das angeblich so fortschrittliche Deutschland, überfällt einen das kalte Grausen. Man kann nun nicht wirklich behaupten, Corona wäre überraschend in Europa eingefallen. Man hatte wochenlang Zeit, sich darauf vorzubereiten. Doch statt einer Strategie verfielen unsere Politiker in blinden Aktionismus. Und schufen damit beschleunigt die Lage, in der wir uns nun befinden. Die Menschen sind in Sorge, viele haben sogar Angst. Ist es da nicht berechtigt, dass viele sich bevorraten, Nudeln und das inzwischen beinahe mit Gold aufgewogene Klopapier kaufen? Das letzte Wochenende bescherte dem Lebensmitteleinzelhandel einen Rekordumsatz. Es wurde mehr abgesetzt als im Weihnachtsgeschäft. Woran liegt das?

Wir haben eine Regierung, in der scheinbar jeder sein eigenes Süppchen kocht. Jeden Tag geben ein oder zwei Minister eine Pressekonferenz und verkünden Maßnahmen, die mittlerweile mindestens zwei Wochen zu spät kommen. Dazu die Unsäglichkeiten des so hochgelobten Föderalismus. Jeder Ministerpräsident regiert wie ein kleiner König und will sich ja nicht von Berlin in sein kleines Reicht hereinreden lassen. So kommt es zu einem Flickenteppich von Regelungen, der mehr Verdruss schafft als er Nutzen bringt. Was in diesen Zeiten fehlt ist eine einheitliche und vor allem straffe Führung. Statt dessen haben wir eine Kanzlerin, deren Verhalten fast schon an Arbeitsverweigerung grenzt. Ich hätte erwartet, dass sie sich Anfang Februar vor die Kameras stellt und uns, ihr Volk (darf man das überhaupt noch sagen, ohne als Nazi beschimpft zu werden?) auf die Lage einschwört. Die sagt, dass schwere Zeiten bevorstehen, in denen zu unpopulären Maßnahmen gegriffen werden muss, die jeden betreffen werden. Dass man aber einen Plan hat, wie man das Land da durch bringt. Und dass man diesen sofort beginnt umzusetzen. Alles, was nun so nach und nach verkündet wird, kommt mindestens zwei Wochen zu spät. Andere Länder sind da schon viel weiter. Während unsere Kanzlerdarstellerin immer noch abwägt zwischen Schutz der Bevölkerung (der ihr anscheinend relativ egal ist) und medienwirksamer Symbolpolitik (Grenzen offen lassen oder doch schließen), schaffen ihre Kollegen in anderen Ländern Fakten. Siehe den von deutscher Seite oft geschmähten Kanzler Kurz in Österreich. Während Frau Merkel zaudernd wie immer von der Einschränkung sozialer Kontakte schwurbelt, werden in anderen Staaten bereits radikale Maßnahmen ergriffen, um das öffentliche Leben zu beschränken. Mit einer ehrlichen „Blut, Schweiß und Tränen Ansprache“ und rechtzeitigem Handeln wäre die Lage in Deutschland heute eine deutlich andere. Aber man überlässt die Initiative lieber den einzelnen Ministern und den Landesfürsten, die übrigens erst einmal die Gunst der Stunde genutzt haben, um unauffällig die GEZ-Gebühr zu erhöhen.

Ich schaue mal in die Glaskugel und sage voraus, dass wir schwer gebeutelt aus dieser Krise herauskommen werden. Und verdanken dies dann einer Regierungschefin, die sich im Endstadium ihrer Amtszeit eigentlich überhaupt nicht mehr für Innenpolitik interessiert.

Armes Deutschland!