Der grüne Arm des Neoliberalismus – für eine Welt voller Wanderarbeiter

Gepostet am: 21. November 2019 um 16:54


Es klingt wie eine Verschwörungstheorie: Der Neoliberalismus wünscht sich nicht nur einen grenzenlosen Markt, auf dem man Produkte und Geld ohne lästige Zollschranken und nationale Auflagen in kürzester Zeit rund um die Welt schicken kann. Der globale Markt, der uns als das allein selig machende versprochen wird, offenbart nun auch eine andere Schattenseite. Für eine voll flexibilisierte Wirtschaft braucht man eben auch global verfügbares Humankapital. Sprich Menschen, die jederzeit bereit sind, dort hinzugehen, wo gerade Arbeitskräfte mit entsprechender Qualifikation benötigt werden. Und das natürlich schnell und vor allem billig.

Da stört es nur, wenn der einzelne zu sehr an seiner Scholle hängt. Also wird mal flugs das Wort „Heimat“ als Begriff definiert, den die „Rechten“ nutzen. Und der damit als vergiftet gilt. Das gleiche Schicksal teilt mittlerweile das „Vaterland“. Alles nationale, das einen Menschen irgendwie an das Land bindet, in dem er geboren wurde oder gegenwärtig lebt, soll aus der Gedankenwelt verbannt werden. Ist schon einmal jemandem aufgefallen, dass in den deutschen Mainstream-Medien nur noch sehr selten von der Fussball-Nationalmannschaft gesprochen wird? Es ist fast immer nur noch „Die Mannschaft“.

Auch die viel gerühmte Europäische Idee unterwirft sich diesem Konzept. Auf den ersten und auch noch auf den zweiten Blick ist die Niederlassungsfreiheit und die Freizügigkeit natürlich eine tolle Sache. Ein spanischer Kellner kann in Polen arbeiten und ein belgischer Ingenieur in Italien. Durch die Hintertür wird damit der Weg geebnet für den modernen Wanderarbeiter, der heute hier und morgen dort sein Geld verdient. Kaum jemandem fällt auf, dass sich damit mal wieder eine alte These von Karl Marx bewahrheitet. Das Kapital geht immer dorthin, wo es die besten Verwertungsbedingungen vorfindet. Da mindert es natürlich den Profit erheblich, wenn man entsprechend qualifiziertes Personal erst mit viel Geld in die entlegensten Ecken der Welt locken muss.

Nun ist nicht jeder bereit, immer wieder alles aufzugeben und der Arbeit hinterher zu ziehen. Jeder Mensch braucht einen Lebensmittelpunkt, an dem seine Familie, seine Freunde, sein Zuhause sind. Erst wenn man ihn von diesen Sentimentalitäten befreit, ist er bereit, ständig umzuziehen, von einem Land ins nächste zu gehen, sich ständig räumlich zu verändern. Der Neoliberalismus bereitet dafür den Boden. Die Kulturen in aller Welt gleichen sich immer mehr an. Die westliche Lebensweise hält in immer mehr Ländern Einzug und verdrängt zunehmend die nationalen Traditionen. Inzwischen findet man in jedem Winkel der Welt Mc Donalds, Starbucks, Shell und IKEA. Die Innenstädte und Shopping-Tempel gleichen sich mittlerweile von New York über Paris bis Tokyo oder Bangkok.

Eine besonders perfide Attitüde dieses Konzeptes, den Menschen vom sesshaften Wesen wieder zum allzeit verfügbaren Wanderarbeiter zu machen, haben am letzten Wochenende ausgerechnet die Grünen beigetragen. Sie sagen, unter dem Deckmantel des Umweltschutzes, dem Eigenheim den Kampf an. Unter den Schlagworten Flächenverbrauch und natürlich CO2-Emission soll der moderne Mensch nicht mehr im Häuschen im Grünen wohnen, aus dem er dann möglicherweise nicht mehr ausziehen möchte und damit als flexible Arbeitskraft ausfällt. Nein, das Humankapital soll gefälligst in gesichtslosen Mehrfamilienblöcken hausen, sich vegan ernähren und nicht mehr Auto fahren. Damit beweisen unsere Umweltschützer einmal mehr, dass sie nichts anderes sind als eine grün lackierte FDP. Der Neoliberalismus hat sich mit ihnen eine mächtige Waffe geschaffen, die nicht so marktradikal daherkommt und scheinbar das moralische Recht auf seiner Seite hat. Dabei geht es doch gar nicht in erster Linie um eine bessere Welt, sondern mal wieder nur um Profite für einige wenige. Leider erkennen das immer noch viel zu wenige und das böse Erwachen folgt erst nach der nächsten Bundestagswahl. Erst dann wird sich die Erkenntnis durchsetzen:

„Grün wählen muss man sich leisten können“