Ein gut gefülltes Sommerloch

In den normalerweise brütend heißen Sommermonaten, wenn die große Politik Urlaub macht und auch das Gehirn des Durchschnittsbürgers im „Standby-Modus“ läuft, schlug in den vergangenen Jahren regelmäßig die Stunde der Bundestags-Hinterbänkler. Sie traten vor die Mikrofone der Urlaubsvertreter der Mainstream- und Hofberichterstatter und trugen die eine oder andere mehr oder minder schwachsinnige Idee vor, die sie in mühevoller Denkarbeit im Schatten der Mächtigen ein Jahr lang ausgebrütet hatten. Und die Presse sprang wegen der meistens dürftigen Nachrichtenlage dankbar darauf an. Das Phänomen nennt man seit jeher das Sommerloch und galt über viele Jahre als Karriereförderung für Abgeordnete, die sonst nur für ihr Erscheinen bei Bundestagssitzungen bezahlt wurden, anderweitig aber nie in Erscheinung traten.

Dieses Jahr ist aber alles anders. Nicht nur das Wetter.  Wie so vieles in diesem merkwürdigen Jahr nicht so ist, wie es sein sollte. In diesem Jahr sorgen die, ich nenne sie mal so, richtigen Politiker selbst dafür, dass das sogenannte Sommerloch gut mit allerlei Absonderlichkeiten gefüllt wird. Unternehmen wir mal eine kleine Reise durch die Pressemeldungen der letzten Tage:

Normalerweise wird man ja aus Schaden klug. Bei Andreas Scheuer trifft das augenscheinlich nicht zu. Nach seinem für den deutschen Steuerzahler teuren, sehr teuren Bauchklatscher mit der Maut für PKW auf deutschen Autobahnen geht er nun nach dem Prinzip „think big“ ein ganz großes Ding an – die europäische PKW-Maut. Man muss kein Prophet sein um vorauszusagen, dass auch diese grandiose Idee unseres so rührigen Verkehrsministers im Orkus landen wird. Hoffentlich hat er nicht schon wieder Aufträge dafür ausgelöst, die jede Menge Steuergelder in die Taschen seiner Unternehmerfreunde spülen wird, die nichts dafür tun müssen. Und hoffentlich müssen wir diesen Dilettanten nur noch bis zur nächsten Wahl ertragen. Sonst gibt es noch eine globale Maut…

Die nächste große und wahrscheinlich wieder millionenschwere Initiative kommt aus dem Kriegsministerium. Dort hat man jetzt „Dein Jahr für Deutschland“ erfunden. Da die Bundeswehr nach wie vor ein gewaltiges Imageproblem hat und sich junge Leute logischerweise mehrheitlich dafür entscheiden, etwas ordentliches zu lernen statt sich als bewaffnete Schülerlotsen zur Lachnummer zu machen oder ihre Knochen in fernen Ländern für die Interessen irgendwelcher internationalen Konzerne hinzuhalten, sucht man händeringend neues Kanonenfutter. Die Idee: Du lässt dich 6 Monate lang ausbilden, allerdings nur als leichter Infanterist, nichts mit schweren Waffen und so, und dienst dann irgendwann noch einmal 6 Monate heimatnah als Sandsackbefüller oder Brötchenschmierer, sollte es in deiner Region mal eine Katastrophe geben. Notfalls kann man dich ja mit heranziehen, sollte es doch mal eine Rebellion geben. Schießen hast du schließlich gelernt, nicht wahr? (Vorsicht! Verschwörungstheorie!) Tolle Idee! Der gestandene Ossi in mir kommt jetzt ins Grübeln. An was erinnert einen das? Richtig! In der DDR durfte in vielen Betrieben der Dreher gemeinsam mit dem Buchhalter und dem Kollegen aus dem Lager für das eine oder andere Wochenende seinen Bierbauch in eine Uniform zwängen und Krieg spielen. Das nannte sich dann Betriebskampfgruppe. Natürlich freiwillig und heimatnah. Also alles schon mal dagewesen. War eben doch nicht alles schlecht…

Was gab es noch? Ja richtig, Rassismus bei der Polizei! Sehr zum Bedauern von SPIEGEL, ZEIT & Co fanden sie sommerlichen Randale dieses Jahr nicht in den rechtsextrem verseuchten ostdeutschen Provinzen statt, sondern im „Musterländle“, da wo nur fleißige Menschen die ganze Woche über „beim Daimler schaffen gehen“ und sonst brav CDU oder Grüne wählen. Dort eskalierte die „Party- und Eventszene“ ein wenig und brachte ihren Frust über was auch immer dadurch zum Ausdruck, dass man mal eben die Stuttgarter Innenstadt auf links drehte und rassistische Polizisten verprügelte. Wenig später nahm sich die Frankfurter Jugend dies zum Vorbild, um mal gepflegt den Opernplatz in ein Trümmerfeld zu verwandeln und Flaschenzielwerfen auf Polizisten zu veranstalten. Während sich die Politiker und ihre Mainstream-Presse ob der Ursachen für diese Ausschreitungen ratlos am Kopf kratzen, ist man im Ausland mit der Analyse schon weiter. Wenn ich das schreiben würde, wäre das schon wieder rechte Propaganda.

Kommen wir lieber noch einmal zum alles beherrschenden Thema dieses Jahres: Corona!

Nahezu frenetisch bejubelt der Mainstream in diesen Tagen jeden positiv getesteten Urlaubsrückkehrer. Gibt er doch der Mär von der zweiten Welle neue Nahrung und liefert so die Begründung für die Einschränkung unserer Freiheiten bis in alle Ewigkeit. Inzwischen tobt in Deutschland ein beispielloser Kulturkampf um die leidige Maskenpflicht. Wenn es nach unseren Oberen ginge, müssten wir uns diese Dinger wohl bis an das Ende unserer Tage vor das Gesicht binden. Es soll ja inzwischen eine Akzeptanz von über 80 Prozent(!) für eine Beibehaltung geben. Keine Ahnung, wen man gefragt hat. Mich und meine Kollegen jedenfalls nicht. Wenn man schwer körperlich arbeitet und 8 bis 9 Stunden in so einen Lappen atmen soll, kann das nicht gesund sein. Für diese Erkenntnis muss man kein Arzt sein. Da reicht der gesunde Menschenverstand. Wahrscheinlich werden wir in einem Jahr ein Volk von Lungenkranken sein. Aber das ist natürlich wieder nur eine weitere Verschwörungstheorie.

Apropos… genau! Die App funktioniert nicht! Heute ging eine Meldung durch die Welt, dass die vielgepriesene deutsche, inzwischen 65 Millionen Euro teure Corona-App nicht so richtig funktioniert. Außerdem ist die Akzeptanz wohl noch nicht annähernd so hoch, wie sie sein müsste. Statt 60 Millionen Downloads sind es wohl bisher nur 16 Millionen. (Deshalb auch mein Misstrauen gegenüber den angeblich 80% Maskenfans). Damit reiht sie sich neben dem Berliner Flughafen, Stuttgart 21 und der Elbphilharmonie nahtlos in die Reihe gescheiterter deutscher Großprojekte ein.

Natürlich vom Steuerzahler alimentiert. Alles wie immer!