Esken & Walter-Borjans – Was geht denn da ab?

Gepostet am: 4. Dezember 2019 um 18:15

Auch wenn es mir innerlich widerstrebt, ich muss mich doch noch mal mit der SPD befassen. Die Mitglieder, oder zumindest der Teil davon, der sich noch nicht ganz aufgegeben hat, haben sich gegen das alte G-20-Schlachtross Olaf Scholz („Die Leute werden sich am 9.Juli wundern, dass der Gipfel schon vorbei ist.“) nebst weitgehend unbekannter weiblicher Umrahmung für eine gewisse Saskia Esken und Norbert Walter-Borjans entschieden. Von letzterem ist zumindest lautbar geworden, dass er in seiner Zeit als NRW-Finanzminister dreimal mit seinem Haushalt vor dem Landesverfassungsgericht gescheitert ist.

Nun sind Personalentscheidungen in angehenden oder bestehenden Splitterparteien ja eigentlich nur eine Randnotiz im Blätterrauschen des Mainstream, der sich ansonsten ja eher mit Hofberichterstattung für die Regierung Merkel befasst oder wahlweise Trump- / Putin- oder Ostdeutschen-Bashing betreibt.

Was aber dieses Mal losbrach, versetzt den geneigten Zeitungsleser dann doch in Erstaunen. Die „SPD schaffe sich ab“ (FAZ), „Die Partei nehme sich aus dem politischen Spiel“ (Cicero), „Die SPD gibt es nicht mehr“ (Welt). Die Sudeleien der BILD zu zitieren widerstrebt mir an dieser Stelle zu sehr, also lassen wir sie hier mal weg.

Was ist denn nun eigentlich passiert, dass sich der Mainstream kollektiv auf das neue, noch gar nicht gewählte Führungsduo stürzt?

Die Antwort:

Eigentlich bisher gar nichts. Null. Zero. Es gibt lediglich Aussagen der beiden neuen Protagonisten, die sich im Vorfeld despektierlich über die (gar nicht mehr so) große Koalition mit Muttis privatem Wahlverein geäußert haben sollen. Die Schreiberlinge sehen nun wahlweise ebendiese Koalition, die SPD selbst (mal abgesehen davon, viel tiefer kann der Verein ja kaum noch sinken) oder gleich mal ganz Deutschland in Gefahr. Besonders gefallen haben mir aber die Schlagzeilen, nach denen die Sozialdemokraten die CDU mit in den Abgrund reißen könnten. Aber die nur am Rande. Nein, die wenigen noch optimistischen Sozis haben sich zum allgemeinen Entsetzen dafür entschieden, endlich einmal wieder von zwei echten Sozialdemokraten angeführt zu werden, statt von einem typischen Vertreter des politischen Establishments (Wobei sich erst einmal herausstellen muss, wie schussfest die Programmatik der beide ist.). Und da wittern die Medienkonzerne bereits Gefahr und feuern ihr Breitseiten auf die alte Tante SPD. Immerhin arbeite die „GroKo“ doch erfolgreich zum Wohle der Wirtsch… Verzeihung der Bevölkerung und Frau Merkel führt die Regierung doch mit ruhiger und unaufgeregter Hand (Schnarch!). Das könne man doch nicht einfach so aufgeben. Und AKK, unsere Bundesverteidigungs-CDU-Ministerinnen-Vorsitzende schiebt gleich noch eine besonders perfide Erpressung nach. Wenn die SPD aus der Regierung ausstiege, ließe die CDU dafür im Gegenzug den Kompromiss um die Grundrente platzen. Geht es noch perverser? Die ärmsten Rentner, die nun auf ein paar zusätzlich Almosen vom Staat hoffen konnten, als politische Manövriermasse für irgendwelche Berliner Machtspielchen. Da sieht man mal wieder live und in Farbe, für wessen Interessen unsere Volksvertreter wirklich einstehen. Nämlich in erster Linie für ihre eigenen.