Von der Eitelkeit des Schreibens

Gepostet am: 28. September 2018 um 17:00

Alle meine Freunde waren überrascht. Du hast ein Buch geschrieben? Hast du zuviel Zeit? Natürlich habe ich genauso wenig Zeit wie alle anderen. Ich wollte nur einfach einmal anfangen, etwas aufzuschreiben, was als Schatten schon seit über zwanzig Jahren immer einmal wieder in meinen Gedanken herumspukten und nun mit Macht hinausdrängte in die Welt. Also begann ich an einem verregneten Sonntag, den Schatten ein Zuhause in einer packenden Geschichte, in einem richtigen Buch zu geben. Zeit meines Lebens interessiere ich mich für Bücher, sie biegen die Regalbretter durch, viele spannende Bände, gute und solche, von denen ich ziemlich oft beim Lesen gedacht habe, das kannst du auch. Vielleicht, nein bestimmt sogar besser. Meine ersten literarischen „Versuche“ liegen schon sehr lange zurück und sind auch nicht sehr zahlreich, ein paar gelungenen Schulaufsätze, eine „Bergpredigt“ zur Mitte des Studiums und eine Büttenrede für eine Faschingsparty. Mehr oder minder böse oder auch gut meinende Zungen mögen meinen, ich hätte es dabei belassen sollen. Aber ich wollte mir und der Welt einfach mal beweisen, etwas Größeres zu leisten, ein richtiges Buch zu schreiben. Oft wird behauptet, die meisten Leute schreiben aus reiner Eitelkeit. Sie mühen sich ab, nur um irgendwann einmal ein eigenes Buch in der Hand halten zu können. JAWOHL! Es ist einfach ein unbeschreibliches Gefühl. Ich werde den Augenblick wohl nie wieder vergessen, als das Paket aus der Druckerei kam. Ich habe das Buch, mein Buch, dann ins Regal gestellt, neben meine Lieblingsautoren. Die Giganten der Branche. In einer Reihe mit den Grishams, den Clancys, den Browns, den Forsyths. Und ich bekenne, für einen kurzen Augenblick gedacht zu haben: Jetzt bist du dabei. Ja, ich gebe zu, ab und an bin ich so eitel. Ohne diese Eitelkeit würde es wohl gar keine Bücher geben, keine Filme, keine Bilder geben. Überhaupt keine Kunst oder was immer man so nennen mag. Also lasst uns weiter eitel sein und drauf los schreiben, malen, filmen und was auch immer. Es wird ja niemand gezwungen, zu lesen oder zu schauen und es schadet auch nicht unbedingt, wenn man es lässt. Aber wer es schafft, Irgendwen mit dem, was er oder sie geschrieben, gemalt, gefilmt hat, für einen kleinen Moment in seine Welt zu holen und dann vielleicht auch noch ein wenig zu verzaubern, kann sich gern mit einem zufriedenen Lächeln als eitel titulieren lassen.