Warum Trump vielleicht doch recht hat

Gepostet am: 31. Oktober 2018 um 13:26

 

 

Man sagt dem aktuellen amerikanischen Präsidenten ja so einiges nach. Er ist ein ungehobelter Geschäftsmann, ein Frauenverächter, der mit Freund und Feind gleichermaßen ruppig umgeht und den Rest der Welt mit Twitter-Meldungen behelligt. Die Medien dieser Welt haben ihn zum neuen Gott-sei-bei-uns auserkoren. Sämtlichen Meldungen aus dem Weißen Haus wird reflexartig das Schildchen „Skandal!“ umgehängt. Anscheinend macht der Grobian im Oval Office nichts, aber auch gar nichts richtig. Doch ist das wirklich so? Welcher Plan steckt hinter seiner „America first“-Strategie? Gibt es überhaupt einen Plan oder handelt der Mann in Washington inzwischen eher spontan und nach Lust und Laune, wie es uns viele Medien weismachen wollen? Versuchen wir einmal, diesem Phänomen ganz unvoreingenommen zu nähern.

Dazu werfen wir zunächst einen Blick in die Zukunft.

Mehrere Studien renommierter Zukunftsforscher bestätigen, dass es in den nächsten 25 Jahren 45 bis 70 Prozent aller heute bekannten Berufsbilder nicht mehr geben wird. Und das betrifft bei weitem nicht nur den Kraftfahrer, der durch sich autonom fortbewegende Autos und Lastwagen ersetzt werden wird, den Lagerarbeiter, der bereits heute durch immer ausgefeiltere Technik verdrängt wird, die angelieferte Waren anhand von Strichcodes oder Funkfrequenzen erkennt, selbständig ins Regal stellt und dort auch wiederfindet. In einigen Jahren werden möglicherweise auch Berufsbilder verschwinden, solche, die man noch heute für nahezu unantastbar hält. Künstliche Intelligenz wird Rechtsanwälte, Steuerberater und Finanzbeamte ersetzen. Fleisch, Wurst und Milch kommen bald nicht mehr aus der verteufelten Massentierhaltung, sondern werden in gewaltigen Labors produziert. Bücher und Zeitungsartikel schreibt nicht mehr der Autor aus Fleisch und Blut, sondern der Computer und die Möglichkeiten, die der gerade aufkommende 3D-Druck bietet, sind noch nicht einmal annähernd absehbar. Denkbar ist, dass man sich bald bestimmte Dinge einfach zu Hause selbst herstellt, für die vorher lediglich im Internet eine Druckvorlage erworben wurde.

Nun drängt sich unwillkürlich die Frage auf: Wo bleibt in dieser schönen neuen Welt der Arbeitnehmer, also derjenige, der kraft seiner Hände Arbeit oder seiner Denkleistung oder beidem produktiv tätig ist? Schließlich eignet sich, soviel ist klar, nicht jeder zum IT-Experten. Wenn er nur noch als Konsument auftreten soll, gut und schön. Aber woher nimmt er die Mittel, um alle diese von digitaler Hand hergestellten und angebotenen Waren und Dienstleistungen zu erwerben?

„Autos kaufen keine Autos.“ Das erkannte bereits Henry Ford, einer der Pioniere der Massenproduktion. Alle diese Zukunftsvisionen, funktionieren also nur, wenn man den Menschen das Geld in die Hand gibt, damit sie diese tollen Dinge auch erwerben können. Doch woher soll es kommen, wenn man nicht mehr arbeiten geht, weil der eigene Job durch einen Algorithmus ersetzt wurde, einen Roboter, der Waren durch das Lager fährt statt dem Arbeiter mit Gabelstapler, ein Gewusel von Einsen und Nullen statt menschlicher Gehirnarbeit?

Das Zauberwort heißt „bedingungsloses Grundeinkommen“, eine alte Utopie der Linken, die sich in den letzten Jahren zunehmend auch ins Denken bürgerlicher Ökonomen fräst. Und es gibt bereits erste Feldversuche, wie beispielsweise in Finnland.

Zum Verständnis: Bedingungsloses Grundeinkommen bedeutet, dass jeder Bürger, jede Bürgerin vom Säugling bis zum Greis vom Staat monatlich einen feststehenden Geldbetrag erhält, der dazu dienen soll, seine Grundbedürfnisse zu decken, ohne dass er oder sie dafür etwas tun muss. Also keine tägliche Arbeit, keine regelmäßige Meldung bei irgendeiner Behörde oder ähnliches. Klingt zunächst einmal ziemlich gut. Wer darüber hinaus seinen Lebensstandard anheben möchte, kann sich jederzeit eingeladen fühlen, einer geregelten und bezahlten Beschäftigung nachzugehen, so er oder sie noch eine findet. Klingt erst einmal ziemlich verlockend. Lassen wir einmal die Einwände beiseite, ob dann noch genügend Menschen bereit sind, die eventuell immer noch existente sogenannte „niederen“ Jobs annehmen werden und beschäftigen wir uns mit der Frage der Finanzierbarkeit.  Wenn im Gegenzug zu einem festen monatlichen Geldbetrag für jeden einzelnen sämtliche Sozialleistungen wie Kinder- und Arbeitslosengeld, Wohnbeihilfen und andere Geldleistungen gestrichen werden, könnte es in Ländern mit sehr hohen Sozialstandards wie in Deutschland eventuell gerade so zu einem Nullsummenspiel werden. Schlechter sieht es da schon in den USA aus, in denen der Sozialstaat lange nicht die Ausprägung aufweist, die in Europa an der Tagesordnung sind. Doch sicher ist, auch die Vereinigten Staaten werden um die Frage eines bedingungslosen Grundeinkommens auf mittlere Sicht nicht herumkommen. Und auch dort stellt sich dann die Frage nach der Finanzierbarkeit. Doch wenn nun die Menschen keine Steuern mehr zahlen können, weil sie nicht mehr arbeiten, wer wird dann zur Kasse gebeten? Auch hier gibt es bereits eine Zauberformel, an der Experten seit einigen Jahren herumwerkeln. Wenn der Arbeiter also nicht mehr da ist, dann wird man auf den Kollegen zurückgreifen müssen, der ihn ersetzt hat. Also die Maschine. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis in den ersten Staaten die Wertschöpfung eines Roboters, Computers oder selbstfahrenden Lastwagens berechnet und entsprechend besteuert wird.

Und nun sind wir wieder bei Donald Trump. Es ist mit Sicherheit eine irrige Vorstellung, dass der amerikanische Präsident allein in seinem Büro am Schreibtisch sitzt und zwischen zwei Twitter-Meldungen darüber nachdenkt, wie er Amerika größer machen kann. Auch ein Mann wie er hat eine ganze Administration hinter sich, tausende und abertausende kluger Köpfe in sogenannten think tanks, die ihm zuarbeiten, Konzepte und Strategien entwickeln und an Zukunftsprojekten arbeiten. Und anders als in Deutschland hat man dort offensichtlich bereits erkannt, dass eine Maschine, die in China Produkte für den amerikanischen Markt herstellt, in den USA keine Steuern zahlen wird. Das kann sie nur tun, wenn sie wieder in Detroit, Pittsburgh, Denver oder sonst irgendwo auf amerikanischem Boden steht. Also setzt man alles daran, die Produktion wieder nach Hause zu holen, in die Vereinigten Staaten. Fürs erste schafft dies im eigenen Land wieder ein Menge Arbeitsplätze und die Wirtschaftsdaten der USA sind, was in letzter Zeit bei uns gern verschwiegen wird, so gut wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr.

Und während man bei uns in Deutschland darüber streitet, ob ein abgesägter Geheimdienstchef Staatssekretär werden darf oder warum eine Politikerin sich mit einer Rolex am Handgelenk fotografieren lässt, schafft man auf der anderen Seite des Atlantiks bereits wieder Fakten. Was von unseren Politikern und ihren Medien als Protektionismus gegeißelt wird, ist vielleicht nichts anderes, als die größte Wirtschaftsmacht der Welt zukunftsfest zu machen.

Möglicherweise hat Donald Trump doch recht. Zumindest ein wenig.