Was uns blüht

Gepostet am: 21. April 2020 um 15:41

Ich empfehle ja nur äußerst ungern einen Artikel der Mainstream-Medien. Heute mache ich mal eine Ausnahme. Denn gerade dort, wo man es am wenigsten vermutet hätte, in der oft als „Alpen-Prawda“ gescholtenen „Süddeutschen“ findet sich mal ein wahres Juwel. Und ausgerechnet von Heribert Prantl, der vielen als einer der bekanntesten Merkelschen Hofjournalisten gilt. Die Lage muss also ernst sein. In seinem Artikel „Freiwilligkeit, aus Angst geboren“ befasst sich der als nicht gerade sonderlich regierungskritisch bekannte Autor mit einer Handy-App namens „Pan European Privacy-Preserving Proximity Tracing“. Wem das zu lang und zu kompliziert klingt, sagt einfach „Pepp-Pt“. Bevor die Fragezeichen in den Gesichtern unvorstellbare Ausmaße annehmen, es handelt sich hierbei um die von unserer Regierung, ihren Medien und einer Reihe von Virologen als „Ultima Ratio“ dringend anempfohlenen Corona-App für das Smartphone. Über die Wirkungsweise wurde ja schon hinreichend informiert. Die App registriert, mit wem man in Kontakt war und sofern dieser jemand positiv auf Corona getestet wurde (und dies in der App vermerkte), erhalten alle seine Kontaktpersonen eine Warnung. Tolle Sache! Noch toller ist, dass sich niemand die Arbeit machen muss, sich dieses Programm extra herunterzuladen. Nach aktuellen Planungen bekommt man es ganz von selbst und gratis(!) mit dem nächsten Update auf sein mobiles Telefon geliefert. Was nichts kostet, nimmt der Deutsche schließlich immer gern. Und angeblich (angeblich!) haben nur die Gesundheitsbehörden Zugriff auf diese Daten. Ich schreie mal laut in die Welt: Wer es glaubt! Der gute Heribert Prantl beschäftigt sich in seinem Artikel ziemlich ausführlich mit den Folgen, diese App nicht zu nutzen. Man kommt möglicherweise nicht mehr in seine Stammkneipe, ins Kino, in den ZOO oder in ein Konzert. Es gibt Probleme beim Bahnfahren oder am Flughafen. Alles schlimm genug.

Mit den viel schlimmeren Folgen für uns alle befasst sich der Artikel nicht. Ohne dass sich auch nur einer unserer wackeren Verfassungsschützer bei Regenwetter im dünnen Trenchcoat in einen Hauseingang zwängen muss, um zu beobachten, mit wem sich der möglicherweise renitente Hänschen Müller so spät am Abend trifft, um mögliche Proteste gegen was auch immer für Pläne der Regierung zu besprechen, öffnet er nun einfach auf seinem Computer das Überwachungsprogramm, scrollt in der Liste bis M wie Müller, Hänschen und mit einem Mausklick weiß er, wo sich sein, nennen wir ihn mal Delinquent, gerade befindet und wer noch alles um ihn herum ist. Vielleicht ist er ja gerade in der Wohnung von Lieschen Meyer, während deren Mann irgendwo fünfhundert Kilometer entfernt auf der Autobahn im Stau steht. Jetzt nur noch schnell über die vom Robert-Koch-Institut die Herzfrequenz der beiden gecheckt und schon… Lassen wir das lieber so stehen.

Aber es geht noch weiter. Nach seinem Schäferstündchen mit Lieschen Meier trifft sich unser Hänschen Müller mit, nennen wir ihn der Einfachheit halber, Egon Schulze. Der war in der Vergangenheit vielleicht schon mal unangenehm aufgefallen, weil er sich bei Youtube Videos von KenFM oder NuoViso angeschaut hat. Jetzt wird es brisant. Denn unser Hänschen ist möglicherweise im öffentlichen Dienst beschäftigt. Da könnte man doch mal einen dezenten Tipp an seine Dienststelle durchstechen. Und schon ist die nächste Beförderung futsch. Im günstigsten Falle. Wenn dann auch noch die schon wieder viel zu häufig diskutierte Bargeldabschaffung dazu kommt, gibt es plötzlich ein „Computerproblem“ und unser Hänschen kann die Rate für sein Reihenhaus nicht überweisen. Und da versteht die Bank gar keinen Spaß… Bis er dann schließlich von irgendwoher den Hinweis erhält, sich eben nicht mit so zwielichtigen Gestalten wie Egon Schulze herumzutreiben. Das bringe eben nur Schwierigkeiten. Diese Warnung treibt natürlich den Blutdruck in die Höhe (wieder überwacht vom Robert-Koch-Institut) und macht einen in Handumdrehen wieder zu einem gehorsamen Bürger, der artig seine Steuern zahlt und alle vier Jahre brav CDU wählt. Und immer bemüht ist, nur nicht aufzufallen, um nicht am Ende noch als Rechter zu gelten.

Was hier wie eine Fortsetzung von „Big Brother“ mit digitalen Mitteln klingt, ist beinahe schon Realität. Wir sind nur noch einen Schritt davon entfernt, total gläsern zu werden. Wer glaubt, „Pepp-Pt“ diene nur dem Schutz vor Corona, wird sich noch gewaltig umgucken. Für Geheimdienste in aller Welt gilt seit ewigen Zeiten, was technisch machbar ist, wird genutzt. Die viel beschworene parlamentarischen Kontrolle hin oder her. Wer es nicht glaubt, dem sei hier noch einmal eindringlich die Biographie von Edward Snowden ans Herz gelegt.

Mehr denn je gilt: Lasst Euch nicht einlullen! Nicht von der Regierung und auch nicht von ihren Medien. Den Mächtigen ist Eure Gesundheit total egal. Es geht um Machterhalt und nichts anderes.

Bleibt gesund und seid wachsam!