Wohl dem Land, das keine anderen Sorgen hat (oder doch?)

Gepostet am: 10. März 2019 um 12:41

Ob wir es wahrhaben wollen oder nicht, Deutschland steht vor einem der gewaltigsten wirtschaftlichen Umbrüche zumindest der letzten 30 Jahre. Damit meine ich vor allem den Umstand, dass durch die Digitalisierung in den nächsten 10 bis 15 Jahren bis zu 50% aller heute bekannten Jobs und Berufsbilder verschwinden werden. Nicht nur Lastwagenfahrer oder Lagerarbeiter, nein auch Banker oder Rechtsanwälte werden durch Computerchips und künstliche Intelligenz ersetzt werden. Gut, dafür entstehen dann sicher wieder Berufe, die heute noch keiner auf dem Schirm hat. Aber Hand aufs Herz, dies werden vor allem solche Tätigkeiten sein, die ein höheres Verständnis von Mathematik, Physik und vor allem technischen Zusammenhängen erfordern, also einen gewissen Bildungsgrad voraussetzen. Nun könnte man meinen, der deutsche Staat mit einem Heer kluger Köpfer und umgeben von einer Armee hochbezahlter Berater würde dies ebenso erkennen und einen Löwenanteil seiner nicht unerheblichen Einnahmen in die Bildung pumpen. Also ganz simpel gesprochen, massiv in die Zukunft investieren. Doch weit gefehlt. Zwar gibt es einen, mit unendlich viel Geburtswehen dem förderalen System abgerungenen Kompromiss, der von den politischen Akteuren als großer Wurf gefeiert wurde, aber auch der beseitigt noch lange nicht die Wurzeln der deutschen Misere. Noch immer verrotten unsere Schulen, fallen Unterrichtsstunden in Größenordnungen aus und wird es immer schwerer, genug junge Menschen zu finden, die bereit sind, sich vor übergroße Schulklassen zu stellen, in denen immer weniger Kinder der deutschen Sprache mächtig sind. Und Eltern machen drei Kreuze, wenn sie ihre Kinder nach 10, 12 oder 13 Jahren durch ein Schulsystem geschleust haben, dass immer mehr zum Experimentierfeld von Bildungspolitikern und ihrer Einflüsterer wird, die oftmals selbst nicht einmal ein Studium abgeschlossen haben oder deren Doktorarbeiten nachweislich zusammenplagiert wurden. Und statt sich auf diese, wirklich existenziellen Probleme zu konzentrieren, diskutiert man in Deutschland über die Einführung von Gender-Toiletten an Schulen oder ob Indianerkostüme zum Fasching politisch korrekt sind.

Werfen wir einen Blick nach Asien. In China, Südkorea und Japan ist es für Schüler, die es zu etwas bringen wollen, normal, einen 14- oder 16-Stundentag zu haben. Nach der Schule geht es zur Nachhilfe, um dann spätabends die Hausaufgaben für den nächsten Tag zu erledigen. Die Zulassung zu einer Universität verlangt ein hartes Examen, das nur die besten und fleißigsten bestehen. Nun will keiner von uns seinen Kindern so einen Drill zumuten. Doch es stimmt schon bedenklich, dass in einigen (west-)deutschen Bundesländern der Schritt zurück zum Abitur nach 13 Jahren vollzogen wird, weil angeblich der Druck auf die Schüler zu groß sei. (Merkwürdigerweise wird dies in den östlichen Ländern gar nicht diskutiert, hier war es immer so und niemand hat sich beschwert). Wie gesagt, wir wollen, dass unsere Kinder noch die Möglichkeit haben, ihre Jugend zu genießen.

Doch machen wir uns nichts vor, in wenigen Jahren stehen sie in direkter Konkurrenz zu den „Lernmaschinen“ aus Fernost. Hochintelligente, fachlich unglaublich fitte junge Ingenieure treffen auf ein Heer wohlstandsverwahrloster europäischer Bildungsopfer, die ihre Zeit zuallererst damit verbringen, nach einem „hinterhergeschmissenen“ Abitur den eigentlichen Sinn für ihr Leben zu suchen. Okay, ich tue vielleicht dem einen oder anderen Unrecht. Auch bei uns gibt es sie, die unermüdlichen, die nächtelang lernen, sich durch ein jahrelanges Studium kämpfen, nebenbei arbeiten gehen um dann am Ende mit viel Glück einen einigermaßen gut bezahlten Job zu bekommen. Aber ehrlich, das sind zu wenige, viel zu wenige. In Asiens Tigerstaaten verlassen jährlich hunderttausende Ingenieure die Universitäten. Und das sind dann die, die zukünftig die Elektroautos bauen, die Roboter entwickeln, den Computern künstliche Intelligenz einhauchen. Nicht in Deutschland, nicht in Europa wird die Zukunft gemacht, sondern in den Staaten, auf die wir heute noch mit einem hämischen Zucken um die Mundwinkel herabblicken. Der Abstieg Deutschlands zum Billiglohnland hat längst begonnen, wir wollen es nur noch nicht wahrhaben.